….ist noch in Bearbeitung
9. Mai 2012
Hummeldumm mal andersrum
werden wir uns wundern, warum die Verkäuferin nicht antwortet, bis wir merken, dass wir Afrikaans gesprochen haben. Wir schalten sofort um auf Deutsch und wundern uns, warum wir noch immer nicht richtig verstanden werden. Wie war das noch mal mit Hochdeutsch? Wieso kann ich nicht mit der Lorry auf Pad gehen, dabei meine Vellies tragen und bietjie Südwestern?
16. Mai 2012
Heilige Krokodile und Pinguine im Etosha
Pünktlich sind die Swakopmunder am Nachmittag des 15. Mai in Kölle am Rhing angekommen, wo sie herzlich von den Brühler Eufonisten empfangen wurden. Kaum waren alle zusammen, wurden gleich zwei Städtchen gesungen, denn es gab Geburtstagskinder: Jesi, der Pianist der Eufonisten, sowie Konny, die Pressebeauftragte des SMGV, wurden beide an diesem besonderen Tag 50 Jahre alt, so dass zwei wunderbare Geburtstagsständchen vor dem Kölner Dom erklangen. 100 Jahre lebendige Musik, ein super Tourneestart!Wahr ist, dass bei der Domdach-Führung der Heilige Georg verdächtigt wurde, statt eines Drachen ein Krokodil besiegt zu haben, was ja im südlichen Afrika keineswegs verwunderlich wäre. Jedenfalls sah der Drache, so war man sicher, einem Krokodil verdächtig ähnlich.
Also, das kann ja heiter werden! Am Mittwoch, dem 16. Mai, ab 19 Uhr in der Brühler Galerie am Schloss findet die Geschichte ihre Fortsetzung …
17. Mai 2012
Ein großer Klang in diesen kleinen Hallen
Der Bürgermeister von Brühl, Michael Kreuzberg, hatte uns zum Empfang ins historische Rathaus eingeladen und alle Mitglieder des Chors trugen sich ins Gästebuch der Stadt ein. Nach einer schwungvollen Rede des Bürgermeisters bedankten sich unsere Sänger mit zwei Liedern, die in den hohen Räumen mit ihren wunderschönen Stuckdecken erschallten und Michael Kreuzberg zu oben genanntem Zitat animierte.
18. Mai 2012
Wenn es Krieg gibt, gehn wir in den Bunker…
80 Meilen unter dem Meer – nein, 114 Meter unter der Erde besuchten wir zum Auftakt des Vatertages gemeinsam mit den Eufonisten den ehemaligen Atombunker in Marienthal unter Leitung des einheimischen Führers Reiner Sturm. Über 17 Kilometer weit verzweigen sich die Stollen, in denen im Falle eines Atomkrieges 3000 Ausgewählte 30 Tage lang hätten überleben können. Rein theoretisch zumindest, denn später stellte sich heraus, dass die Anlage nicht wirklich standgehalten hätte, wurde uns erklärt. Aber wer will schon freiwillig einen Monat lang unter der Erde eingesperrt sein, um dann zu einer verseuchten Welt aufzusteigen?
Nachdenklich verließen wir die historische Stätte, die nur dem Namen nach an die namibische Stadt Mariental erinnert und bekamen einen sinnigen Spruch mit auf den Weg: „Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter“. Aha.
Nun aber zu den heiteren und schönen Dingen des Tages, es wurde nämlich mächtig schön, als wir mit den Brühler Sangesbrüdern nebst Familien durch die herrliche Eifel wanderten und bei Försters Weinterassen mit kühler Weinbowle einkehrten, mit Blick über grüne Wälder und Wiesen bei herrlichstem Sonnenschein. Vielen Dank an dieser Stelle an die Eufonisten dafür, dass ihr uns afrikanisches Wetter bestellt habt! Wir lernten ein bietjie Kölsch (Haben die unser Essen – verjessen?“ „auf der jrünen Wiese“ und dass der Rhein hier „Rhing“ heißt. )
Ernst beiseite, wir hatten drei unvergessliche Tage zusammen mit diesem tollen Chor, der uns im kommenden Jahr in Namibia besuchen will!
Beim gemeinsamen Braai – oh, sorry, Grillen auf deutsche Art wurden unsere Männer leicht nervös, denn das läuft hier ganz anders. Da kann man die Holzkohlen nicht – schön sparsam und gemütlich, wie wir das aus Namibia kennen – einzeln mit der Zange auf die Glut legen, sondern schüttet kurzerhand den Kohlensack auf den Braai. Gut, dass wir das jetzt auch endlich wissen.
Ansonsten standen unsere Sänger wie zu Hause gemütlich um den Braai herum, mit einem kühlen Kölsch in der Hand und als später gemeinsam am Klavier mit Trommeln, Bongo und Löffeln musiziert und gesungen wurde, wollte eigentlich niemand so recht nach Hause gehen. Dass man das Handy dann beim Fotografieren falsch herum hält und statt der spannenden Szenen sich selbst fotografiert, wollen wir hier mal schamhaft verschweigen.
Auf Wiedersehen, ihr lieben Brühler, bis bald in Namibia!!
19. Mai 2012
1.tes Konzert in Brühl
20. Mai 2012
„So ein Tag, so wunderschön wie heute …“
Was für ein Start in den Tag des 18. Mai mit fünf Stunden Busfahrt! Von Köln am Rhein ging es nach Northeim im Eichsfeld, wo wir in der Jugendherberge bereits vom Bürgermeister empfangen wurden, einem bekennenden Fan von Männergesangvereinen. „Wenn Frauen singen, kann man die so schlecht verstehen“ meinte er lakonisch und outete sich damit als Anti-Frauenversteher.
Frisch gestärkt und gut gelaunt fuhr unser Chor gen Katlenburg, um dort auf der historischen Burg nach einem genüsslichen Mittagsmahl in der ehemaligen Reithalle der Burg ein Drei-Chöre-Konzert zu bestreiten. Aus Braunschweig war der Post-Männergesangverein erschienen und auch der Katlenburger MGV gab an diesem besonderen Abend sein Bestes.
Schnell stellten sich Gastgeber und Besucher auf die aktuellen Termini ein, denn Swapmund klingt nicht so ganz nach unserer Heimatstadt und wir lernten, dass es nicht etwa Katttlenburg, sondern Kaaatlenburg ausgesprochen wird. Was uns ganz logisch erscheint, denn es heißt ja auch nicht afrikannns, sondern afrikaaaans.
Bis in die Abendstunden hinein zeigten wir unseren Gastgebern, wie gut die Swakopmunder feiern können: Andy spielte seine beliebten Weisen, Dörte schwang das Tanzbein mit dem Kaaatlenburger MGV-Vorsitzenden und schließlich mischte sich das gesamt Volk zu einer ausgelassenen Polonäääse. Was wir auch lernten und voller Freude feststellten, war, dass AZ-Kollege Heinz Krikkis aus Kaaatlenburg stammt und just erst vor wenigen Tagen gen Swakopmund gereist ist. Wie es sich für einen Kaatlenburger gehört, spendierte Heinz über seinen einheimischen MGV großzügig eine Menge Biere und wurde in körperlicher Abwesenheit vom MGV Swakopmund freudig besungen und beprostet. Danke, Heinz! Wir revanchieren uns mit einigen eisgekühlten Tafel Lager bei den Mafiosi in Swakop!
Das gemeinsame Abschiedslied des Abends wurde damit schlichtweg zum Programm: „So ein Tag, so wunderschön wie heute .. !“
Doch so gut die offizielle Stimmung auch ist, gibt es doch immer wieder einige Unverbesserliche, die wissen, wie wichtig es ist, sich unters Volk zu mischen und selbigem aufs Maul zu schauen – mit Verlaub, das darf man hier schreiben, handelt es sich doch um ein historisches Zitat.
Prompt erhielten wir von den Einheimischen DEN Geheimtipp für die beliebteste Northeimer Bar, nämlich „Jackies Bierpub“ in der historischen Innenstadt. Kaum traten wir ein, war uns klar: Das ist der Northeimer Bacchus! Jackies brillante Laune war so ansteckend, dass wir ihr bis in die frühen Morgenstunden Gesellschaft leisten mussten und feststellten, dass Baily’s einfach nicht an unseren Amarula herankommt („Amarula, rula, rula…“).Hier ist die Wegbeschreibung: Jakkie’s Bierpub
So ganz nebenbei stellten wir fest, dass unser jüngster Sangesbruder Joel Namubuli ein waschechter Swakopmunder ist. Entsprechend muss er nun natürlich Deutsch lernen, und damit ihm das nicht zu langweilig wird, lernen wir von ihm Oshivambo. Das deutsche Zauberwort studierten wir als Erstes ein: „Ruck Zuck“. In Oshivambo heißt das „endelela“ und fortan wird jedem, der zögerlich ist, ein schwungvolles „endelela!“ nachgerufen. Mehrstimmig, versteht sich, von Bass bis Tenor.
Interessant ist auch, dass sich doch immer alles wiederfindet. So hatten wir auf dem Hinweg zu „Jackies“ unseren Wido auf Pad verloren. Eine Stunde später ging einer der Sangesbrüder aus dem Pub auf die Straße und rief in Zimmerlautstärke „Wido?“ – „Hier bin ich!“, erschallte es spontan von der gegenüberliegenden Straßenseite, so dass wir endlich wieder komplett waren und fortan sicher sein können, dass ein ordentliches Haus eben nichts verliert, nicht mal in Jerrieland …
20. Mai 2012
Sie-der- oder Du-der-stadt?
Man hats nicht leicht, aber leicht hats einen, wurde uns in Duderstadt klar, als wir die Erklärung erhielten, warum die denn so heißt, die Stadt. Zwei Gründer hätten sich gestritten, wie die Stadt zu benennen sei, munkelt man, und sich gegenseitig zugeworfen: Gibt du-der-stadt einen Namen. Wie gut, dass die beiden sich nicht Gesiezt haben …
Jackie hat Amarula besorgt! Ach, das gehört ja hier gar nicht an, wir müssen erstmal den Tag von Vorne aufrollen.
Aaaalso. Jetzt geht’s los. Ne, stimmt gar nicht, gestern ging das so los, heute ist ja morgen schon gestern.
Der Samstag also, im schönen Duderstadt mit seiner mittelalterlichen Altstadt, die uns völlig vom Hocker riss. Selbst die regelmäßig nach Deutschland reisenden Küstenbewohner haben selten eine noch so gut erhaltene Stadt erlebt, in der Gebäude aus dem 14. Jahrhundert stehen, als seien sie gestern erst erbaut worden. „Die Schaffenskraft und Gläubigkeit der Bürger“, erklärte unser Stadtführer, spiegelt sich in handgeschnitzten Sinnsprüchen wider, die das schöne Fachwerk schmücken. Ein kleine Kostprobe: „Allein ins Leben gehst du. Allein im Grabe ruhst du. Allein vorm Richter stehst du. Sag: Was beginnst du.“, steht auf einem der historischen Gebäude gegenüber der Cyriakus-Kirche und lässt uns nachdenklich weiterziehen.
Die GNA (German-Namibian Association) unter Vorsitz von Thomas Ehbrecht hatte uns eingeladen und gab uns Ortsheimatpfleger Herbert Pfeiffer mit auf den Weg durch die beeindruckende Altstadt, der uns tiefe Einblicke in die Geschichte vermittelte. Die Du-der-städter Leoparden zum Beispiel geben den Bürgern viel zu denken, denn offiziell handelt es sich um die gefleckten Katzen, auf dem Wappen jedoch sind eindeutig zwei Löwen zu sehen. Haben wir natürlich sofort erkannt. Vielleicht, so überlegen wir, hatte der damalige Zeichner einfach noch nie einen waschechten Leoparden gesehen und ihm daher ein Löwenfell verpasst. Oder so. Irgendwie muss das ja zusammenhängen. Aber das lassen wir dann doch lieber die Du-der-städter diskutieren, sonst schicken die uns am Ende noch in die Wüste. Wobei das ja gar nicht so schlecht wäre – mmh, in zehn Tagen schicken wir uns von ganz alleine wieder da hin. Aber bis dahin müsst ihr uns noch aushalten in good old Jerrieland.
Ach so, ja, Du-der-stadt (irgwendwie lässt uns das ja nicht los mit dem geben-sie-der-stadt-einen-namen). Und das schöne Eichsfeld, wie die wunderschöne Gegend hier heißt. Der Name könne von der früheren Vielzahl an Eichen stammen, wurde uns erklärt, aber möglicher Weise auch von Eichen, dem mittelalterlichen Synonym für Wiegen. Spannend betrachten wir die Straßenschilder (alle mit deutschem Namen, fiel uns auch sofort auf) und Plakate. Wir erfahren, dass ein Zirkus in die Stadt kommt, wir das Oldtimer-Treffen um wenige Tage verpasst haben, aber rechtzeitig zum Currywurst-Festival hier sein könnten. Naja, ob man da wirklich was verpasst? Mehr als ein, zwei Currywürste kann man ja kaum auf einmal schaffen, und ob das dann ein ganzes Festival wird?
Das Gasthaus Kellner lenkt uns glücklicher Weise von derlei Gedanken ab, denn die Sparkasse Du-der-stadt hat uns zu einer echten Eichsfelder Schlachtplatte eingeladen! Lekkkker, da hört das Gehirn sofort auf zu rattern, denn natürlich war das mehr eine EINE Platte und nach dem Mahl waren wir mehr als gesättigt. Was macht man denn nun mit den Resten? Die packt man ein, stockt sie auf, erweitert sie um Brot und Cooldrinks, Besteck und Teller – und packt sie in den Reisebus für die morgige (also heutige) Wandertour auf den Brocken. Ein großer Dank an dieser Stelle an die Sparkasse Du-der-stadt – die uns zudem einen Tasche voller roter Schirme spendete, die Herr Wüstefeld unserem Rüdiger überreichte und damit klar macht, dass wir gut beschirmt sind im schönen Eichsfeld!
An grünen Feldern und bunten Blumenwiesen vorbei fuhren wir zum Forsthaus Hübental, wo uns nicht nur die GNA, sondern auch der MGV Westerode herzlich empfing. Mit Gesang und bester Stimmung verflog der sonnige Nachmittag bei afrikanischen Temperaturen wie im Fluge bis hin zum gemeinsamen Abschiedslied der beiden Chöre „Aus der Traube in die Tonne“. Komisch, Trinklieder sind doch immer international, ne, die kennt einfach jeder.
Ein bisschen müde, aber rundum glücklich, traten wie die Heimfahrt nach Northeim an und stellten dabei so manche Überlegung in den Raum, äh Bus, über die Unterschiede unserer Länder, warum eigentlich ein gutes Fahrrad mehr kostet als ein gebrauchtes Auto und ob der Vogel, der da gerade in den Wald hinein schallte – ne, flog – ein Tokko war? Nein, das geht ja jetzt gar nicht, der müsste sich extrem verflogen haben.
„Check die Wand von Wald!“, ruft ein Sangesbruder voller Begeisterung und fügt sinnig hinzu: „Wer jetzt noch sagt, Deutschland ist kak, der muss sein Kopp lesen lassen!“
Finden wir auch. Das war sozusagen das Wort zum Sonntag …
Ach ja, Jackie hatte Amarula eingekauft, also mussten wir aus reiner Solidarität noch mal zu ihr ins Bierpub. Natürlich nur wegen des Fußballs. Bayern gegen Chelsea wurde geboten, unser Joel traute sich nicht, ganz so laut zu jubeln, stand er doch den Bayern-Fans (geschlossen) gegenüber. „Ein schöner Ball!“ ruft einer aus, den Blick aufs TV gerichtet, und ein anderer fragt spontan: „Wieso? Der sieht doch genauso aus wie die andern Bälle!“ Worauf ein Dritter sinniert, ob der Fuß- nun ein weißer Ball mit schwarzen Streifen- äh Punkten sei oder ein schwarzer Ball mit weißen Punkten? Aber bei dem UEFA-Design kann man sich ja eh auf nichts mehr verlassen, jeder Ball sieht anders aus, kein Wunder, dass die so wenig Tore schießen. Wird man ja ganz wirr im Kopf bei sowas. Und überhaupt sind wir dafür, dass die Bälle doch besser mit Zebrastreifen designed werden sollten, da wüsste man dann wenigstens, dass man vor dem Gegentor nicht stoppen muss.
21. Mai 2012
Konzert in Katlenburg
Konzert im Forstamt Hübental
Werbe-Träger, Pauken und Trompeten
Um sechs Uhr morgens war die Nacht vorbei, mit müden Augen saßen die mutigen Bezwinger deutscher Berge am Frühstückstisch, zum Singen war noch keinem zu Mute. Den berühmten Brocken im Harz galt es zu besteigen, und manche heitere Begebenheit wurde hinter vorgehaltener Hand bekichert. Unser Doktor, urgesund, wie es sich gehört, wollte das frische Wasser des Baches wie just Kneipp genießen, doch ach, Schreck und Graus, die Bachklippen sind rutschig wie bei uns am Beach und so sah der Bach den Doc noch näher als gedacht.
Mit Turbogeschwindigkeit, wurde berichtet, düste einer der Wanderer – die meisten nutzten die schöne Bahn zum Brocken hinauf – im Schweinsgalopp die Steilstrecke hinauf und stellte mal wieder unter Beweis, dass die ou toppies vom Swakop gar nicht so moeg sind, ne.
Aber darüber werden hier im Reiseblock – äh Blog ein paar andere Stimmen berichten.
Die Altstadt von Northeim erkundeten einige, denen der Ausflug zum Brocken und frühes Aufstehen nicht ganz so behagten und erkundeten stattdessen die kleinen Gassen mit ihren uralten Fachwerkhäusern, dem fantasievollen Gebäude des Theatercafés und einer Bulldog-Oldtimer-Ausstellung.
Die Northeimer scheinen uns aber auch etwas unentschlossen, wie man zuweilen an den Straßenschildern erkennen kann. Heißt die nun Holzhäuser- oder Einbahn-Straße?
Gemeinsam gings dann abends zum Hotel und Restaurant Leineturm, das von Martin, dem Bruder unseres Sangesbruders Uli Harms, geleitet wird, mit frischem Spargel aus der Region als Hauptgericht und als Vorspeise einem Ständchen des Posaunenchors Höckelheim: 1 Trompeter, 13 Bläser, 7 Lieder, viele Töne. Marschmusik vom Feinsten, die Jungs müssen wir dringend mal zum Küska einladen.
Der kleine Theo, Nachwuchs des Posaunenchors, machte uns beim Verteilen unserer Reisebroschüren dann auch deutlich, was ein echter Werbe-Träger ist:
Apropos Reisebroschüren: Die hat der Bernd Schröder aus dem hessischen Wetter wunderbar gedruckt, nachdem das Swakopmunder Komitee vier Monate intensiv daran gearbeitet hat, und dieses Gemeinschaftswerk mit unserem Leuchtturm auf dem Titelbild kommt überall ganz wunderbar an. Wir bringen auch so manche für euch mit nach Hause.
Für stete Erheiterung sorgen die klirrenden Kellner des Jerrielandes, die uns an jedem Ort spontan und ungekünstelt Teller, Tassen, Schüssel und Gläser zu Füßen werfen. Das finden wir toll, denn Scherben bringen Glück und Aufkehren müssen wir ja auch nicht.
Für gute Unterhaltung indes sorgen unsere Busfahrer unter Leitung von Günter Göbel, der absolute Prioritäten setzt, wenn es darum geht, im Bus Vergessenes den Reisenden nachzutragen. Eine Jacke mit Cellphone kann man auch morgen noch nachbringen, aber der Amarula, – rula-, rula kommt binnen einer halben Stunde nach. Der Mann ist gut, den müssen wir mal nach Swakop einladen, damit der den Geschmack von Amarula und Hansa Draught in unserer Wüste testen kann.
Bisher hat Gerd die Tour spitzenmäßig organisiert, nun kommt unser Ossi – nein, Thüringer Bernd zum Zuge und stimmt uns auf dem Weg gen Osten gleich auf preußisch anmutende Sparsamkeit ein: „Das sparen wir uns, wir können ja die Katze nicht so hoch schwimmen lassen!“ Gut zu wissen, für was die (Geld-)Katzen hier alles herhalten müssen, steht doch zu vermuten, dass der Spruch aus dem Mittelalter stammt, als die Geldbörse als solche noch nicht existierte und die Taler stattdessen in Lederbeuteln verborgen ruhten, der sogenannten Geldkatze.
Gesättigt und zufrieden steigen alle gemütlich in den Bus, der uns zu nächtlicher Stunde zur Jugendherbere zurück bringen wird, wo wir unsere müden Häupter niederlegen. Doch, wartet mal, da fehlen noch zwei, wo sind denn R. und J.? Und, schau mal, da kommt noch jemand, den hier niemand vermisst hat. Wer ist das denn?
„Die Zimmerchen sind sehr klein“, berichtet einer, der das Hotel der Jugendherberge vorzog. „Ein Dicker kommt da nicht in die Dusche.“. Sich das Bäuchlein haltend, fügt er sinnnend hinzu: „Naja, ich bin vollschlank, dafür aber nicht so breit.“ – „Naja“, antwortet ein Sangesbruder schlicht, „dafür bist du ja auch noch nicht so hoch!“
Dies also das Wort zum Montag, morgen geht’s heiter weiter!
Der Brocken am 20.05.2012
Heute hatten die Stimmen ‚frei‘ und unsere Sänger wurden zu Ausflüglern: Das Ziel war der 1141m hohe Brocken, der sich majestätisch aus dem Harz erhebt. Bei strahlendem Sonnenwetter genossen der Großteil von uns zunächst die Busfahrt durch den Harz -dessen historische Bedeutung der letzten 60 Jahren uns von Günther, dem Bus-Tour-Guide, vermittelt wurde.
22. Mai 2012
Der Brockenaufstieg
Ochsenwagen und Einbahnstraßen aufm Ohr-Druf
Hach ja, wenn man doch alles so dicke hätte wie gute Laune! Euros zum Beispiel. Wie viel muss man eigentlich an Bargeld so mit sich rumschleppen? Reichen 600 Euro für 3 Tage? Oh weia, rechne das mal in Nam-Dollar um, das sind satte 6000. Also – reicht. Schluss jetzt. Gehört auch gar nicht hier hin.
Da könnte man ja glatt meinen, wir hätten den Tag mit Amarula-, rula-, rula begonnen. Würden wir natürlich niemals tun. Die Gefahr wäre viel zu groß, dass wir uns in der falschen Reihe finden und der Bass spontan zum Tenor wird. Nene, das geht ja jetzt gar nicht.
Also, am Montag sind wir mit BB zusammen. Nicht mit MM’s, sondern BB’s – Doppel-Bernd sozusagen, einer seines Zeichens der neue Busfahrer und der andere unser alt bewährter Sangesbruder und Thüringer Bernd. Bestgelaunt sitzen B&B (hieß das eigentlich nicht Bead & Breakfast?) vor der Windschutzscheibe und ein Gag folgt dem anderen. Sehr aufschlussreich übrigens, dass unser Busfahrer-Bernd uns versichert, dass, falls Fragen bestünden, er während der Fahrt zumeist vorne im Bus zu finden sei. Das hat doch irgendwie etwas Beruhigendes.
Dass er aus der Gegend stammt, wird durch seine Witze klar. „Fragt der Kuhfladen den Trabbi: Was büsnd du? Ich bin ein Auto. Also wirklich, sagt der Kuhfladen, wenn du ein Auto bist, bin ich ne Pizza.“ DDR-Humor eben. Mal was anderes.
Während wir an einer Gruppe von Straußen vorbeifahren – Häh? Waren das jetzt wirklich Strauße, mitten auf einer grünen Wiese? – wasses nich alles jibt in Thüringen … Also, wo waren wir stehen geblieben? Bei den Straußen. Ne, eigentlich bei B&B, die sich gegenseitig mit Sprüchen übertreffen. Da steigt jetzt nämlich auch noch Stefan ein, unser Tourguide für die Skischanzen, Bob- und Eislaufbahnen und was Oberhof sonst noch so zu bieten hat. Man meint, die Dreie hätten irgend eine Competition laufen, Sprüche betreffend. Wir lernen zum Beispiel, dass hier vor Hundert Jahren oder so die Einbahnstraße erfunden wurde. Der Rennsteig, der über den Thüringer Wald führt, war so eng, dass immer nur ein Ochsenwagengespann dort entlang fahren konnte. So durfte man morgens nur rauf- und nachmittags nur runter fahren. Das hätten wir im Swakop-Rivier mal einführen sollen, na, da hätten wir was zu hören bekommen! Ist ja kein Wunder, dass man da ganz wusselig wird, wenn es Orte wie „Ohr-Druf“ gibt. Da hatte bestimmt die Stasi immer ihr Ohr druf. Wolln wer mal hoffen, dass hier keiner mithört …
Also, Stefan erklärt uns, dass Oberhof der Nabel der Welt, ne, des Thüringer Waldes ist, auf jeden Einheimischen kommen zwei Gäste. Und das täglich. Wär uns zu voll hier, wir gehen dann doch lieber wieder in unsere Wüste. Obwohl – das Dorf mit Stadtrechten hat mehr Kneipen als Einwohner, das hat ja auch was. Immerhin liegt es im Mittelgebirge in Mitteldeutschland. Ganz schön mittelmäßig, denken wir da so still vor uns hin. Würden wir natürlich niemals aussprechen. Wir doch nicht.
Und weil B&B&A uns so schön aufgeheitert haben, geht das abends in Bad Blankenburg gleich so weiter mit den Sprüchen. Erstmal sind wir sehr beeindruckt von der Landessportschule Thüringen in Bad Blankenburg mit den schicken Zimmern und TV. Das aber nur angeht, wenn man die Schlüsselkarte, also die Karte, die die Zimmer aufschließt, innen wieder reinsteckt, sonst ist da nämlich nix mit Strom. Da muss ein gestandener Südwester, äh Namibier erst mal drauf kommen, ne.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, beim Abendessen. Im Championsclub. Dürfen wir jetzt „We are the champions“ in unser Repertoire aufnehmen? Ne, lieber nicht, das haben wir nicht geprobt.
Die Herren der Schöpfung verteilen mit übergroßer Freude unsere Reisebroschüren und sicherlich wird das Konzert am Mittwochabend voll werden. Mit Damen vorwiegend. Weil wir ja beim Abendessen noch schnell ein Plakat entwerfen, das wir am nächsten Tag überall aufhängen werden. Und eine Bildschirmpräsentation, die bauen die Pressefritzen unseres Vereins auch noch so schnell nebenbei. Für die Landessportschule Thüringen in Bad Blankenburg. Also eher für deren Rezeption. Oder eigentlich doch für die Gäste dort. Also wirklich, Sie wissen ja wohl, was wir meinen, ne.
Heinz Erhard fällt uns spontan ins Wort – ne, ein, als wir Joel die deutsche Speisekarte erklären, der da sagte (Heinz Erhard, versteht sich, nicht Joel): „Vom alten Fritz weiß man zwar viel, doch leider viel zu wenig. So ist es dann auch kaum bekannt, dass er die Bratkartoffel erfand. Drum heißen sie, das ist kein Witz, Pommes Fritz.“
Unser Sangesbruder Fritz Wagner hätte die bestimmt gerne bestellt, aber der hat uns ja morgens bereits verlassen, weil er viel Wichtigeres zu tun hat, als unsere Tournee zu begleiten. Muss halt Joel die Pommes Fritz essen. Tat er auch. Lekker warn se.
Es gibt so manches in Jerrieland, dessen Bedeutung und Sinn sich uns nicht so wirklich erschließen. Nehmen wir mal Bier. Wenn es in der Flasche kommt, gibt’s Pfand. Wenn es im Glas kommt, gibt’s kein Pfand. Die Kellnerin will auch gar nicht verstehen, dass wir das Glas ohne Pfandrückgabe nicht so gerne wieder hergeben. Nachdem man uns doch erklärt hat, dass es auf alles aus Glas Pfand gibt. Die können sich echt nicht entscheiden, die Jerries.
Dafür werfen sie schon wieder mit Porzellan um sich. Kaum waren wir angekommen, warf uns die Kellnerin ein Tablett mit Gläsern vor die Füße. War das nicht eigentlich ein russischer Brauch? Aber woher wollen die mitten in Thüringen so spontan wissen, wo Namibia liegt. Sicher wollen sie uns einen Gefallen tun. Also, auch heute bringen Scherben wieder Glück. Sollten wir bei uns in Swakop auch mal einführen.
So lassen wir den Abend heiter und gemütlich ausklingen, werfen uns Sprüche um die Ohren, kommen aus dem Kichern nicht raus und stellen unter anderem fest, dass unser Geiger Analphabet ist – der kann echt nur Noten lesen. Großzügig bekommt man zu später Stunde angeboten: Willst du nen Lift mit meinem Lift? Und nimmt statt der Handtasche ein Glas mit aufs Zimmer.
Aber jetzt werden wir albern. Das lassen wir mal lieber bis morgen. In alter Frische!
Von Blankenburg nach Weimar und Stadtsteinach
Die Pressefrau verabschiedet sich für drei Tage, während der SMGV nach Weimar fährt. Die muss nämlich mal schnell zu ihrem Charity-Verein nach Bayern. „Auf Wiedersehn, bleib nicht so lange fort“, singen die Jungs und Mädels, in Birkenau treffen wir uns dann wieder.
Die schreiben hier auch fleißig weiter, bis ich wieder dabei bin.
Wobei ich im Zug nach Stadtsteinach völlig vergessen hatte, dass ich nicht mehr mit dem fröhlichen SMGV unterwegs bin. „Sie sind doch erst in der zweiten Station eingestiegen“, erklärt mir der Schaffner, „da hätten sie ja Geld sparen können.“ – „Macht nichts“, antworte ich ihm, „das ging so besser, weil der Bahnhof in Bad Blankenburg gerade umgebaut wird. Ne, eigentlich nicht der Bahnhof, sondern die Straße dahin. Und das Taxi vielleicht keine Abkürzung kennt, sondern mit der Kirche ums Dorf fährt. Und so. Hat mir der Bernd erklärt.“ –„Was meinen sie denn überhaupt?“, fragt mich der Schaffner. – „Ach, denken sie nicht drüber nach“, erkläre ich ihm, „nehmen Sie mich einfach nicht ernst!“ Tut er dann auch nicht. Kluger Mann.
So, und jetzt erholt euch erstmal net so’n bietjie von mir!
Die Allgemeine Zeitung hat übrigens heute unseren Zwischenbericht veröffentlicht:
http://www.az.com.na/gesellschaft/swakopmunder-mnnergesangsverein-auf-deutschland-tournee.148338.php
23. Mai 2012
Weimar, Goethe, Schiller und die Sturm und Drang- Zeit
Nach dierser aufschlußreichen Führung hatten wir dann noch die Erlaubnis, uns selbständig und frei im Orte zu bewegen, was fast alle SMGV-Terroristen nutzen, um sich näher mit den einheimischen Gebäck- und Getränkspezialitäten bekannt zu machen.
Rotes Käppchen feiert Hochzeitstag
24. Mai 2012
…nach 18 Uhr
…einfach Klasse, die Anlage der Landessportschule von Bad Blankenburg! … Und erst die Zimmer! Solchermaßen beflügelt schwirrten die Sangesbrüder aus und machten ordentlich Reklame für das Konzert am Mittwoch, 23.5!
Das Interesse am Chor verpflichtete uns zu einer kleinen musikalischen Kostprobe, wodurch die Lust auf mehr im Publikum erweckt wurde. Aber wir sind nicht die einzigen Exoten in diesem Hotel: Plötzlich tauchte ein Dudelsackspieler auf und erfreute uns mit einigen Darbietungen. Als Begründung, warum er dieses Insturement denn mit sich führe, erwiderte er, daß er zu Hause nicht üben dürfe …
Konzert in Bad Blankenburg
25. Mai 2012
Der letzte Tag in Thüringen
27. Mai 2012
Marktplatz-Gesänge und glückliche Früchte
Sodele, endlich haben wir wieder Inder-Net und können euch weiter unterhalten. Viel Spaß bei unserer heutigen JT-Lektüre zum 25. Mai 2012!
Mensch, was herrscht bei uns für ein Kommen und Gehen in den letzten Tagen unserer Tournee. Jeder muss noch schnell irgendwohin zu irgendwem – und zwar endelela.
Kaum ist die Presse wieder an Bord, verlässt einer nach dem anderen das sinkende – ne singende Schiff. Aber die kommen alle wieder, keine Panik auf der Titanic!
Begeisterung und wie immer beste Stimmung herrschte auf Pad von Blankenburg nach Birkenau, wo wir in Karlstadt am Main Stopp machten. Hier nämlich herrscht die Weltfirma Schwenk Betonwerke, die auch in Namibia eine Auslands-Dependance hat, und zwar das Zementwerk Ohorongo im Norden, wo auf 35 Hektar produziert und geplanten 350 Hektar abgebaut wird. Elf Kilometer Accessraoad haben sie dafür gebaut, um unseren Busch urbar zu machen. Ne, warte, stimmt ja gar nicht, den Busch nämlich entbuschen sie, um daraus Brennstoff zu gewinnen, von dem sie 100.000 Tonnen im Jahr benötigen. Die Rohstoffe reichen für gut 100-200 Jahre, berichtet man uns bei Weißwurst mit Weißbier, Brezeln und süßem Senf, und wir sind alle ganz Ohr. Außer beim Kauen. Weiß ja jeder, dass Kauen und Zuhören bei etwa der Hälfte der Menschheit nicht gleichzeitig funktionieren, ne.
Der Herr Schneider mit seiner Gattin lud persönlich ein und begleitete uns auch zum Marktplatz, wo wir mit afrikanischen Weisen das Volk begeisterten und sogar einem jungen Ehepaar singend Glück wünschen durften.
Und als unsere Jungs mit dem Tanzen anfingen, rief ein Karlstädter seiner Frau begeistert zu: „Das ist mal was anderes als unsere Gesangvereine hier! Da steckt ne Menge Energie drin!“ Finden wir auch.
Bloß, wenn der wüsste, wie hart wir diese Energie erkämpfen! Trotz Grippe, Halsschmerzen, müden Beinen von 1001 Stadtbesichtigungen und vollen Bäuchen von 1001 Brat-, Weiß-, Thüringer-, Nürnberger- und was-weiß-ich-noch für Würsten tut das Tanzen auch Not, um durch- und unsere Augen offen zu halten.
Um uns weiterzubilden, mussten wir – zwischen Staunen, Freuen und Wundern, als wir das mächtige Main-Rivier durchs Busfenster bewunderten – dann auf Pad nach Birkenau erst mal die einschlägigen Zeitungen lesen, die hier in den Kiosken rumliegen und stehen. Schließlich muss man(n) ja wissen, was die deutsche Frau so beschäftigt. Victoria von Schweden hat gerade ihre kleine Tochter taufen lassen („Ach, ich wusste gar nicht, dass die ein Kind hat! Und mit wem ist sie verheiratet?“), ein bekannter Schauspieler hat einer Frau das Leben gerettet und rote Früchte, sagt die Yellow Press, machen glücklich und sexy auch noch. Kein Wunder, dass bei der Erdbeerbowle in Bad Blankenburg so eine ausgelassene Stimmung herrschte. Zum Glück waren da keine Orangen drin, die hätten ja die falsche Farbe gehabt. Lesen bildet, sach ich doch immer.
„Wenn ich das Gewicht meines Gehirnes als Maßstab nehme und das in Hackfleisch umrechne“, schreibt eine deutsche Regenbogen-Zeitschrift, „dann könnte ich aus dieser Masse 5-6 Frikadellen herstellen. Oder Bolognese für 4-5 Personen.“ Is ja eklich. Muss man das wirklich wissen? Beziehungsweise WILL man das überhaupt wissen?
Das Thema beschäftigt uns noch eine ganze Weile, und kaum hat jemand was Ulkiges gesagt, wird in Frage gestellt, ob er noch alle Frikadellen an der Waffel, äh im Gehirnskastel hat. Bei manchen wird gemunkelt, dass es sich doch wohl eher um Bolognese handelt.
Unwillkürlich stellt sich uns die Frage, was man eigentlich mit einer „Textilen Waschstraße“ macht, an der wir vorbeifahren. „Na klar, da kann man mit Lappies um sich werfen!“, brüllt jemand durch den Bus. Ah-ja. Da sind wohl eindeutig nur noch drei Frikadellen vorhanden.
Bei unserer Rundfahrt durch Christians Heimatstadt Weinheim stellen wir dann fest, dass er wohl ne ganze Weile nicht hier war, denn den Platz, den wir suchen, finden wir nicht mal so auf Anhieb. Dafür erfahren wir, dass auch hier eine Autoshow geboten wird, wie viel ein Oldtimer in Jerrieland kostet (dafür muss eine Südwester Omma ganz schön lange stricken!) und dass es hier drei Postämter gibt. Naja, eigentlich nur eins, aber das haben wir dreimal umrundet. Zählt doch als drei Postämter, oder? Herbert wurde jedenfalls ganz nervös, als das Postamt zum dritten Mal vorbei kam, denn aussteigen durfte er immer noch nicht, obwohl er seit drei Tagen deutschlandweit ein Postamt sucht. Wenn er dann morgen hin will, wird er es aber sicher nicht wieder finden, das macht Murphy immer gerne so.
Anyway, endlich war alles gefunden und unser Ulli, der neue Busfahrer, begeisterte die gesamte Truppe durch seine brillanten Fahrkünste. Das Jugendhaus in Birkenau nämlich liegt idyllisch in einer engen, winzigen Dorfstraße, in die die meisten von uns nicht mal hätten einparken, geschweige denn reinfahren hätten wollen. Bernd aber, der fuhr millimetergenau um die Kurve, und ungeachtet unserer „Stopp“- „Weia“-, und „Ooooh“-Rufe schaffte er das ganz alleine, ohne Schrammen, alle Achtung!
Und da standen sie dann auch schon auf dem Hof, unsere Birkenauer, die uns vor zwei Jahren in Swakop besucht hatten und mächtig happy waren, uns wiederzusehen. Offiziell, aber unkonventionell wurden wir mit herzlichen Drükkies begrüßt und nach dem Einsingen am Abend gab es im Vereinsclub so manche Runde kühlen Hopfenblütentranks. Trunken vor Vorfreude auf das große Fest des folgenden Abends fuhren wir gen Jugendhaus, mussten aber auf Pad noch schnell mal in der Dorfkneipe vorbeischauen, die noch auf hatte und wo Anton uns mit weiteren Hopfenblütentränken in noch bessere Stimmung versetzte.
Der Magier von Nieder-Liebersbach zeigte uns, dass stille Wasser bzw. Dörfer nicht zu unterschätzen sind, indem er einen Korken aus der offenen Hand in die geschlossene Flasche zauberte und brachte uns damit zur Quintessenz: Jackie durch Anton ersetzt. Setzen, Fünf. Aber des passt scho, wie ma hier so sacht.
Von Erdbeeren und Schönheitspflege
Im Mai 2012, so war’s gedacht
Der SMGV einen Ausflug macht.
Wohin? Die Antwort war nicht schwer
Nach Jerrieland, wohl übers weite Meer.
Gewappnet und mit vollem Koffer war’s dann soweit
In Windhoek war auch schon der Flieger bereit.
Doch plötzlich fiel mir ein: Oh, welche Pein,
Die Schönheitscreme liegt zu Hause – das ist nicht fein.
Mit 16 Männern zwei Wochen in Jerrieland zu verbringen –
Mit Ausflügen, Busfahrten und natürlich singen!
Da muss ich was tun, um die Gesundheit zu hegen,
Und auch etwas, um die Schönheit zu pflegen.
Mit der Gesundheit ist es einfach – na klar
Im Jerrieland ist Erdbeerzeit – Hurra!
Erdbeere pur, in der Bowle, im Eis und auf dem Feld,
Sie ganz bestimmt massenhaft Vitamin C enthält.
Die Ärzte behaupten ja, Vitamin C sei gut fürs Immunsystem,
Rotes Obst hält gesund und fröhlich außerdem.
So lautet die Devise bei mir und den Frauen im Bus
Möglichst viele Erdbeeren man zu sich nehmen muss.
Doch muss man die Schönheit auch mit bedenken –
Ich dachte immer, mit genügend Schlaf könnte ich sie in die richtige Richtung lenken.
Durch den Aufbau der sozialen Beziehungen war viel Schlaf nicht drin,
deshalb litt die Schönheit von Anbeginn.
Doch es gab einen Mann in dem Bus –
Der wusste genau, wie man’s machen muss:
Ne Gurke abends schön in Scheiben schneiden
Und gut auf die Augen dann verteilen.
Dieser Tipp war wunderbar –
Doch woher die Gurke holen? Das ist doch klar!
Beim Marktplatz konnte man kleine, grüne Gurken besorgen,
Als Geschenk für die Schönheitspflege der Frauen von morgen.
Ob die Erdebeere und Gurke nun ihren Zweck erfüllt?
Das ist die Frage, die sich jeder stellt.
Das Ergebnis werden wir sehen nach der Tour so wahr –
Wenn alle sind gesund und ohne Falten – ist doch klar.
29. Mai 2012
Erdbeerpflücken
Wir waren in Heidelberg den ganzen Tag
Die nächtliche Chorprobe
Es ist doch erstaunlich, wie kreativ und äußerst energiegeladen Männer nachts sein können!
7. Juni 2012
Auf Pad nach Hause
Was für eine Tour! So viel Spaß hatten wir lange nicht! Wir haben viel gesehen und viel erlebt, eine Menge toller Menschen kennen gelernt und mal wieder eine andere Sicht der Dinge bekommen. Sozusagen mit dem Auge von außen auf unsere kleine, beschauliche Welt mit all ihren Vor- und Nachteilen. Die gibt’s natürlich auch. Aber nicht wirklich viele, würde ich meinen, mit dem Blick von Jerrieland aus.
Alles ist dicht bebaut, wenn man in die großen Städte kommt, wird es niemals dunkel – dafür muss man heutzutage nicht mehr nach New York fliegen in „the city that never sleeps.“ Das geht inzwischen auch in Frankfurt so.
Wenn man sich verläuft, vor allem – womit wir wieder beim Thema wären – denn da is nix mit nach den Sternen oder dem Mond orientieren, ne ne. Da ist es überall hell und viele Monde, Sterne und Lichter scheinen von allen Häuserwänden auf uns herab. Ganz nüchtern betrachtet, versteht sich. Und wenn man in Frankfurt mal ganz dolle verloren gehen sollte, kann man ja bei Occupy campen, die haben ihre Zelte auch im Schatten unter Bäumen aufgestellt, da fühlen wir uns dann fast wie zu Hause.
Nach und nach kommen wir alle wieder zu Hause im schönen Namibia an, berichten den Daheimgebliebenen, schwärmen von den schönen Tagen in Jerrieland, den unglaublichen Begegnungen, den malerischen Landschaften, den schwungvollen und den leisen Konzerten, den lustigen Busfahrten und den Abenden, an denen wir uns aus der Jugendherberge heraus schlichen – wie zu Jugendzeiten – um ein kühles, deutsches Pils zu genießen, ohne dass unsere Chefin Dörte es mitbekam, die sonst womöglich ein bisschen mit uns geschimpft hätte, wenn unsere Stimmen am folgenden Tag nicht ihre volle Bandbreite hervorgebracht hätten. Aber es lief ja alles prima und die gehobene Stimmung, gekoppelt mit bester Laune, ließ uns allenthalben hellauf jauchzen.
So blicken wir zurück auf die vielen Konzerte, von denen Birkenau zu den Beeindruckendsten gehörte, mit 270 Jahren aktiver Musik! 160 Jahre wurde der Birkenauer Männergesangverein in diesem Jahr, 110 Jahre der Swakopmunder Männergesangverein – stimmgewaltig tönten unzählige Männerstimmen durch den schönen Schlosspark.
Wenn auch die heiteren Seiten am Rande nicht fehlen durften: „So was Blödes, die geben keinen Rotwein mehr heraus, weil der Flaschenöffner kaputt ist!“ – „Na und? Dann nimm doch einen Weißwein!“ In Namibia denkt man eben praktisch, selbst im Jerrieland, die können echt noch was von uns lernen!
Entsprechend verlief auch der Ausklang des späteren Abends – bei Anton, wo denn sonst. Der hatte nämlich noch auf, als wir ankamen, oder sagen wir mal: Er hatte auf uns gewartet, und das fanden wir ganz famos.
Kaum ließen wir uns nieder, da erschienen zwei junge Sänger vom MGV Ochsenburg, die das Birkenauer Konzert sehr genossen und dann recherchiert hatten, wo sich unser Chor eventuell noch austoben würde.
Mit dem Südwesterlied auf den Lippen kamen sie zu Antons Kneipentür hereingeschneit und setzten gleich mit „Wir lassen die Brücke in Swakop“ nach. Na, das war vielleicht eine Überraschung! Und Afrikaans konnten die Jungs auch noch, waren sie doch schon mehrfach in Namibia und Südafrika gewesen und hatten im vergangenen Jahr eine Swakopmunder Museumstour mit Peter erlebt. Da legst di nieder.
„Wo sind eigentlich die Mädels?“, fragt unser Joel angesichts der Männerrunde, und Uli, seinereiner der Busfahrer, fragt ganz unbedarft zurück: „Welche Mädels, die Guten?“ – „Klar!“, erwidert Joel und meint sicher die Hübschen-Guten, worauf Uli gerne Auskunft gibt: „Die findest du morgen früh um Zehn – in der Kirche!“
Ob Joel diese Antwort wirklich glücklich macht? …
Verwirrung stellte sich hier und da ein, nach den vielen Stadtführungen und Besichtigungen, den vielen Eindrücken und Begegnungen. „Wie hieß noch mal die Stadt, in der wir gestern waren? Weinau oder Weinheim?“ – Die hilfreiche Antwort folgte prompt: „Deutschland!“
Aber die Amis waren auch nicht besser, wurde uns bei einer flüchtigen Begegnung klar. Die hatten nämlich eine Schrebergarten-Kolonie entdeckt und meinten, in Deutschland gäbe es ja eine ganze Menge Squattercamps…
Der Heimflug machte die ersten Rückkehrer glücklich mit einem Erdbeer-Nachtisch, der uns sogleich wieder auf das Thema „glückliche Frücht(chen)“ brachte, und die Ansage der Sicherheitsvorkehrungen verwirrte, da sie gleich zweimal erfolgte. „Wieso erzählen sie das jetzt alles noch mal?“ –„Ach so, die erste war ja auf Englisch…“ – Das kommt davon, wenn man ständig mit den Sprachen jongliert und gar nicht mehr merkt, ob man nun Englisch, Deutsch oder Afrikaans spricht und denkt.
Macht aber nichts, denn jetzt fahren wir endlich wieder auf der richtigen Straßenseite, haben vom Flughafen aus die schöne Pad über den Gamsberg gewählt, wissen, dass wir ohne Vorbestellung in jeder Kneipe unseren Amarula bekommen und freuen uns wie die Schneekönige über den Anblick der roten Dünen unserer Namib und die rauschenden Wellen des Atlantiks in unserem heiß geliebten Swakopmund.
Die letzten Jerrieland-Reisenden werden in der kommenden Woche in Namibia eintrudeln, dann können wir wieder gemeinsam singen, bei Bedarf mit Kissen werfen und nächtliche Ständchen bringen, über die sich die Daheimgebliebenen nur wundern werden, wenn sie unseren Reiseblog nicht kennen. Wenn wir seltsame Kommentare von uns geben, können wir uns auf die Jerrietour berufen und ganz sicher wird dieser schöne Blog nicht ruhen, denn in Swakop geht es heiter weiter!
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